Geduld ist eine gute Eigenschaft. Aber nicht, wenn es um die Beseitigung von Missständen geht
Auch wenn die eiserne Lady Margarete Thatcher dieses Zitat sicherlich nicht im Zusammenhang mit dem Klimawandel benutzt hat, bringt es die Diskussion um die dringlichen Fragen unserer Zeit bestens auf den Punkt. Ob Klimawandel, Umweltverschmutzung oder soziale Gerechtigkeit, der politische Prozess ist seit Jahrzehnten geprägt von einem politischen System, welches das Gemeinwohl von Mensch und Natur aus dem Blick verloren hat. Eine lange Kette von leeren politischen Versprechen, die stets auf Geduld bauten und weit in die Zukunft zeigten liegt hinter uns. Von der Agenda 21, die 1992 verabschiedet wurde, über die Millenium Development Goals bis zu den Sustainable Development Goals und den Klimakonferenzen des letzten Jahrzehnts zieht sich diese Kette des politischen Versagens. Gerade trifft man sich wieder zur Weltklimakonferenz in Madrid. Und nun sagt die junge Generation: Es reicht!
Zur Erinnerung, 2015 hatten alle 195 Mitgliedsländer dem Pariser Klimaschutzabkommen zugestimmt. Mit dem Abkommen sollte eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter 2 Grad erreicht werden, ein Gleichgewicht von CO2 Ausstoß und Aufnahme bis 2050 hergestellt sein und die ärmsten Länder sollten beim Kampf gegen den Klimawandel in besonderer Weise unterstützt werden. Seither haben wir uns aber durch den Austritt der USA aus dem Abkommen eher rückwärts bewegt. Auch in Deutschland ringen wir um Kompromisse und orientieren uns am politisch machbaren aber die Natur macht keine Kompromisse! Die Pole schmelzen ab, der Amazonasregenwald brennt, es wird Zeit, den unbequemen Wahrheiten mit konsequenter Politik zu begegnen.
How dare we?
How dare you, also wie könnt ihr es wagen, hat Greta Thumberg der UN Vollversammlung entgegengeschmettert, aber genau genommen hat sie uns alle damit gemeint. Denn mit dem politischen System hat auch unser gesellschaftliches System versagt. Unser kollektiver Lebensstil ist in Frage gestellt. Es geht schlicht um die Frage, ob wir es schaffen können, die Interessen der Gemeinschaft über unsere individuellen Interessen zu stellen. Dieser dringend notwendige Wandel wird Verlierer unter uns mit sich bringen, denken wir z.B. an die Kohle- oder Autoindustrie. Da heißt es zusammenzurücken und gemeinsam diese schmerzhaften Anpassungen anzugehen, diese Menschen aufzufangen anstatt ständig um den heißen Brei herumzureden und sich vor diesen Notwendigkeiten zu drücken. Ob bei Konsum, Energie oder Verkehr, überall zeigt sich, wenn jeder nur sein eigenes Leben optimiert, verliert in dieser global so verflochtenen Welt das Kollektiv. Ob es der Kauf von Billigprodukten ist, wo unser Interesse Geld zu sparen größer ist, als unser Mitgefühl mit Mensch und Natur, deren Leid diese Preise möglich machen oder der Wunsch nach Tempolimit freien Autobahnen. Es gibt unzählige solche Beispiele. Ein wesentlicher Grund für diese Diskrepanz zwischen Wollen und Tun ist m.E, dass wir als wesentliche Mitverursacher dieser globalen Mißstände die Auswirkungen derzeit noch kaum spüren, so auch beim Klima.
Gerade in diesen Zeiten sollten wir alle zu Mitmachern im politischen Prozess werden und uns mitverantwortlich fühlen. Jeder von uns ist Teil dieser Demokratie und kann mitgestalten, das ist das wunderbare an unserem politischen System. Ich bin überzeugt, im Streben jedes Einzelnen nach dem Gemeinwohl findet sich auch viel mehr individuelles Glück, als wir es für uns selbst zu finden vermögen. Und es gibt ja durchaus unzählige positive Beispiele, die Hoffnung machen, wie beispielsweise Nipun Metha der mit seiner wunderbaren Idee der „Gift-Economy“ eine Vielzahl toller Projekte auf den Weg gebracht hat oder eben die Fridays For Future Bewegung, die viele junge Menschen zum Engagement für eine bessere Welt motiviert hat. Ich denke genau darum geht es am Ende: dass wir selbst aktiver Teil dieser neuen Geschichte vom guten Leben werden. Und es kann doch eigentlich keine bessere Zeit dafür geben, damit zu beginnen, als die Advents- und Weihnachtszeit.